Technologie als Treiber der Energiewende
Weg zur Klimaneutralität in Europa
13.07.2020
Mit einer kürzlich erschienenen ad-hoc-Stellungnahme der Nationalen Akademie der Wissenschaften Leopoldina, der Deutschen Akademien der Technikwissenschaften sowie der Union der Deutschen Akademien der Wissenschaften wurde dem deutschen EU-Ratsvorsitz eine Handreichung zum European Green Deal vorgelegt. etit-Energieexpertin Prof. Jutta Hanson vom Fachgebiet E5 hat an der Stellungnahme mitgewirkt. Wir haben mit ihr gesprochen.
Die ad-hoc-Stellungnahme ist mit 12 Seiten relativ kompakt. Könnten Sie trotzdem eine kurze Zusammenfassung geben?
Die Stellungnahme beschreibt Empfehlungen und Erwägungen, die dabei helfen, die Klimaschutzziele zu erreichen. Eine unserer Empfehlungen ist die Durchführung sogenannter „no-regret“-Maßnahmen, „die man nicht bereuen wird“, wie zum Beispiel weitere Investitionen in erneuerbare Energien. Außerdem sehen wir einen EU-weit einheitlichen CO2-Preis für den Klimaschutz auch und gerade wegen Corona als Leitinstrument.
Klimaschutz und Corona. Wie passt das zusammen?
Corona schlägt sich mit deutlichen Konsequenzen in der Wirtschaft nieder. Die gestiegene Unsicherheit an den Märkten, die Angst vor Arbeitslosigkeit und Rezension sorgen für instabile CO2-Preise. Dabei ist ein wirksamer CO2-Mindestpreis notwendig, um Planungssicherheit zu schaffen. Deshalb, und so steht es auch in der Stellungnahme geschrieben, ist es wichtig, perspektivisch in allen Sektoren die Treibhausgase zu bepreisen – am besten durch eine Ausweitung des europäischen Emissionshandels.
Sie haben an der Stellungnahme mitgewirkt. Welche Rolle hatten sie hierbei?
Ich habe mich im Rahmen der Stellungnahme für eine führende Rolle der Technologie als Treiber der Energiewende eingesetzt. Für mich ist klar: Die Technik für die Energiewende ist vorhanden, muss aber für den Einsatz noch sehr viel intensiver erforscht werden. Ein weiterer wichtiger Punkt ist, dass die benötigte Infrastruktur zu spät gebaut wird. Hier fehlen weiterhin Transportwege, um beispielsweise die Windenergie, die in Schleswig-Holstein en masse erzeugt wird, in die Ballungsgebiete zu transportieren. Die Politik muss deshalb den Bau von Leitungstrassen für grüne Energieträger forcieren. Nur so kann der Anteil erneuerbarer Energien an der elektrischen Energieversorgung gesteigert werden und damit helfen, die Klimaziele zu erreichen.
Klimaschutz sollte ja rund um den Globus ein wichtiges Anliegen sein. Wie kann die Stellungnahme auch auf globaler Ebene die Weichen zur Energiewende stellen?
Indem wir mit gutem Beispiel vorangehen. Europa soll eine Leuchtturm-Position einnehmen und mittels einer beispielhaften Energiewende auch Drittländern bei deren Energiewende den Weg weisen. Wenn in der Praxis bewiesen werden kann, dass Energiewende keine Überforderung der Volkswirtschaft darstellt, kann das auch für andere Staaten ein Impuls sein, ihre jeweilige Klimapolitik einzugrünen.
Die ad-hoc-Stellungnahme: „Energiewende 2030: Europas Weg zur Klimaneutralität“ ist ein gemeinsamer Beitrag der Nationalen Akademie der Wissenschaften Leopoldina, acatech ‒ Deutsche Akademie der Technikwissenschaften und der Union der deutschen Akademien der Wissenschaften. Die Akademien unterstützen Politik und Gesellschaft unabhängig und wissenschaftsbasiert bei der Beantwortung von Zukunftsfragen zu aktuellen Themen. Im Energiebereich leisten die Wissenschaftsakademien seit 2013 im Akademienprojekt „Energiesysteme der Zukunft“ (ESYS) wissenschaftsbasierte Politikberatung. Die Stellungnahme ist auf den Webseiten der beteiligten Akademien veröffentlicht:
www.leopoldina.org/energiewende2030
www.akademienunion.de/neuerscheinungen
Weitere Informationen zur Arbeitsgruppe und deren Mitgliedern finden Sie auf den Webseiten der beteiligten Akademien:
www.leopoldina.org/politikberatung/arbeitsgruppen/energiewende-2030/